Installationen

Morgenthau

Morgenthau, 2004 Installation
Ein tableau vivant für die Ausstellung Dialog Loci

Die Kommandantur im Herzen der Festung Kostrzyn ist bis auf die Grundmauern geschliffen. Ehemalige Kellerabgänge und Spuren sorgfältiger Pflasterung inmitten von Trümmerschutt verweisen auf ihre frühere Existenz. Das Areal ist in Mannshöhe von einer freistehenden hölzernen Plattform überbaut auf der sich im Laufe der Ausstellungszeit wie auf einer Bühne saisontypische bukolische Szenen abspielen. Der Eindruck landwirtschaftlicher Idylle mit ihren Wechseln vom Hühnerhof zur Kuhweide zur Viehtränke oder zum Misthaufen wird durch das unspektakuläre Fließen der Übergänge unterstützt und noch verstärkt durch einen in altertümlicher Schreibweise gefertigten Neonschriftzug, der wie ein Portal das Areal überspannt. Eine erste – romantische - Assoziation, die sich mit dem Begriff „Morgenthau“ verbindet, ist trügerisch und gewollt irreführend: Henry Morgenthau legte als amerikanischer Finanzminister und Berater des Präsidenten F. D. Roosevelt im September 1944 ein Memorandum vor, demzufolge Deutschland nach seiner Niederlage aufgeteilt, entmilitarisiert und ohne eigene Industrien auf den Status eines Agrarlandes reduziert werden sollte, damit zukünftig nie wieder Gefahr von ihm ausgehe. Urban Art bezeichnen ihre Arbeit als „Landschaftsbild“, das die Unvorhersagbarkeit von Resultaten politischer Planspiele und deren gelegentlich erschreckenden Konsequenzen problematisieren soll.
Frank Barth, Kunsthalle Hamburg